TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

Das Coronavirus hat auch den deutschen Handball in Stillstand versetzt. Im Landesverband Mittelrhein ist die Saison 2019/2020 inzwischen für abgebrochen erklärt worden. Im Interview mit „tv-wahn-handball.de“ spricht Handball-Abteilungsleiter Tobias Carspecken über die herausfordernde sportliche und finanzielle Planung des TV „Jahn“ Köln-Wahn für die Zeit nach der Covid-19-Pandemie.

Tobias, welche sportlichen Auswirkungen hat der Saisonabbruch auf die Herren- und Jugend-Mannschaften des TV „Jahn“ Köln-Wahn?
Durch den Verbandsbeschluss, in der abgebrochenen Saison der Fairness halber auf sportliche Absteiger zu verzichten, besitzt unsere 1. Herren-Mannschaft für die Spielzeit 2020/2021 ein sicheres Startrecht in der Regionalliga Nordrhein. Als Anfang März noch gespielt werden konnte, befanden wir uns zwar im Abstiegskampf. Zum Zeitpunkt des Abbruchs standen wir jedoch – wie fast über die gesamte Saison hinweg – auf einem Nichtabstiegsplatz. Daher fühlt sich dieser Klassenerhalt auch nicht wie ein Geschenk an, sondern ist sportlich gerechtfertigt – auch wenn wir uns den Liga-Erhalt natürlich viel lieber auf dem Spielfeld erkämpft hätten. Unklarer liegen die Dinge dagegen bei unserer 2. Herren-Mannschaft, die in der Landesliga zu den um den Aufstieg kämpfenden Mannschaften gehörte. Da der Landesverband Mittelrhein noch keine Entscheidung darüber gefällt hat, wie die Aufstiegsfrage in den Verbandsspielklassen zu werten ist, steht die zukünftige Spielklasse unseres Landesliga-Teams auch noch nicht fest. Weder in den Auf- noch in den Abstiegskampf verwickelt war unsere 3. Herren-Mannschaft, die in der 1. Kreisklasse Köln/Rheinberg im Mittelfeld rangierte. Der Spielbetrieb im Nachwuchsbereich war bereits vor dem der Senioren abgebrochen worden. Wie und wann die Qualifikation für die kommende Jugend-Saison ausgetragen werden soll, darüber möchte der Verband unter Berücksichtigung der Entwicklung der Infektionsfälle erst noch entscheiden.

Wie lässt sich die Saison 2020/2021 in Zeiten der Corona-Krise planen?
Darin besteht für alle Vereine die größte Herausforderung. Wir haben einen Großteil der alljährlich im Winter und Frühjahr stattfindenden Gespräche mit unseren Partnern über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geführt und dabei eine deutliche Bereitschaft gespürt, den Handball im TV „Jahn“ Köln-Wahn auch in der kommenden Spielzeit zu unterstützen. Weil das Coronavirus die Welt inzwischen jedoch zu einer Vollbremsung gezwungen hat, befinden wir uns aktuell in einer Phase der Prüfung, ob uns unsere Partner auch nach dem Ende der Covid-19-Pandemie in geplantem Umfang zur Seite stehen können. Diese Prüfung wird mehrere Wochen Zeit in Anspruch nehmen, weil ein nicht unerheblicher Teil unserer inzwischen mehr als 50 Partner von den Auswirkungen des Coronavirus unmittelbar betroffen ist. Danach erhoffen wir uns, endgültige Planungssicherheit zu besitzen. Die Trainer und Spieler unserer einzelnen Mannschaften sind über alle wichtigen Schritte informiert.

Wie werden die Gespräche mit den Bestandspartnern geführt?
Es ist gerade jetzt wichtig, die Gespräche mit Feingefühl und dem richtigen Gespür zu führen. Dazu zählt in ganz besonderem Maße, den passenden Zeitpunkt zu erwischen. Für unsere vom Coronavirus in Mitleidenschaft gezogenen Partner geht es in der Phase bis zum Ende der angeordneten Geschäftsschließungen am 19. April ausschließlich darum, diese Krise zu überstehen und den Fortbestand des eigenen Unternehmens zu sichern. Die Existenzen von privaten Menschen und Unternehmen stehen selbstverständlich ganz klar über den Interessen des Amateursports. Darauf gilt es bei aller Begeisterung für den Handball Rücksicht zu nehmen, und deshalb braucht es auch Zeit und Geduld.

Finden derzeit auch Gespräche mit potentiellen neuen Förderern statt?
Parallel zu den Gesprächen mit den bestehenden Partnern sind wir momentan damit beschäftigt, Unternehmen, die zum Kreise der wenigen Profiteure der Corona-Krise zählen, als neue Förderer zu gewinnen. Wir setzen dabei vor allem auf drei Faktoren: regionale Verbundenheit, das urkölsche Jubiläum von 111 Jahren, das der TV „Jahn“ Köln-Wahn in diesem Jahr feiert, und die Strahlkraft von rund 1.000 Mitgliedern, die unseren Klub zum größten Sportverein im Stadtbezirk Porz machen. Die Suche nach weiteren Förderern ist auch als vorbeugende Maßnahme zu verstehen. Schließlich sind Ausmaß und Folgen der Corona-Krise auch für unseren Verein noch nicht absehbar. Fest steht trotz aller derzeit herrschenden Unklarheiten: Wir werden alles, was in unserer Kraft liegt, dafür geben, damit all die Strukturen, die wir uns im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich in den vergangenen Jahren mit riesigem Aufwand und Herzblut aufgebaut haben, der derzeitigen Situation standhalten. Bei der Unterstützung unseres Vereins muss es sich indes nicht zwingend um ein dauerhaftes Sponsoring handeln. Möglich ist auch eine einmalige Spende. Natürlich ist es aktuell schwierig, über Geld zu sprechen. Aber vielleicht gelingt es uns ja dennoch, Einnahmeverluste im Zuge der Corona-Krise zumindest abzufedern.

In welcher Form kann der Handball-Verband die Vereine unterstützen?
Indem er allen Vereinen ausreichend Zeit gibt, um nach der Corona-Pandemie eine vernünftige Bestandsaufnahme durchführen zu können. Dazu gehört beispielsweise, den Meldeschluss für die Spielzeit 2020/2021 zumindest in den höheren Ligen nicht wie üblich auf Mitte Mai zu terminieren. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, in der von den üblichen Statuten abgewichen werden muss – zumal nach aktuellem Stand aus gesundheitlicher Sicht noch gar nicht absehbar ist, ob in einer Kontaktsportart wie dem Handball ab September überhaupt wieder um Punkte gespielt werden darf. Ein zeitliches Beispiel: Wenn die Geschäfte am 19. April wieder öffnen dürfen, wird es für viele Vereine praktisch unmöglich sein, bereits wenige Wochen später ihr tatsächliches Budget und damit auch ihre sportliche Leistungskraft für die kommende Saison seriös beurteilen zu können. Um die Klubs in Zeiten der Krise finanziell zumindest ein wenig zu entlasten, hat etwa der Landesverband Sachsen beschlossen, die Spielbeiträge in der kommenden Saison für die auf Verbandsebene teilnehmenden Teams um 25 Prozent zu senken. Ich würde mich freuen, wenn der Mittelrhein diesem Beispiel folgt.

Und wie können die Mitglieder helfen?
Für die Rückkehr in die Normalität ist es unabdingbar, dass Sportvereine den Menschen wie in der Zeit vor der Corona-Pandemie Bewegung, Spaß und Gemeinschaft bieten und ihre wichtige soziale Funktion in der Gesellschaft ausüben können. Um dies zu ermöglichen, braucht auch der TV „Jahn“ Köln-Wahn seine Mitglieder und deren Beiträge gerade jetzt mehr denn je. Denn obwohl das Vereinsleben momentan ruht, laufen Kosten weiter. Deshalb sind alle Vereinsmitglieder dazu aufgerufen, dem TV „Jahn“ Köln-Wahn in dieser schwierigen Phase unbedingt die Treue zu halten und so Solidarität und Zusammenhalt aktiv zu leben. Jede einzelne Beibehaltung der Mitgliedschaft ist eine Hilfe. Mitgliedsaustritte würden dagegen zusätzliche Belastungen schaffen, die Situation verschärfen und den Fortbestand unseres breitgefächerten Sportangebots in seiner bisherigen Form gefährden.

Was wünscht der TV „Jahn“ Köln-Wahn seinen Mitgliedern, Anhängern, Freunden und Partnern in dieser schwierigen Zeit?
Wir drücken unseren Partnern, die es durch ihre Unterstützung in den vergangenen Jahren überhaupt erst möglich gemacht haben, dass der TV „Jahn“ Köln-Wahn den Handball auf dieser Leistungsebene betreiben kann, fest die Daumen und sind gedanklich bei ihnen. Wir wünschen ihnen viel Kraft und Zuversicht, diese beispiellose Krise zu überwinden. Ihnen sowie all unseren Mitgliedern, Anhängern und Freunden wünschen wir, dass sie gesund bleiben und die Hoffnung nicht verlieren. Trotz der Probleme der Gegenwart freuen wir uns für die Zeit nach Corona schon jetzt auf ein Wiedersehen in der Wahner Großsporthalle. Bis dahin rufen wir alle dazu auf, weiterhin Abstand zu halten und Rücksicht zu nehmen und den Anweisungen der Behörden zu folgen.

Sie möchten die Handball-Abteilung des TV „Jahn“ Köln-Wahn als Unternehmen oder Privatperson finanziell unterstützen?
Für Informationen über die verschiedenen Sponsoring- und Spenden-Möglichkeiten steht Ihnen Abteilungsleiter Tobias Carspecken unter Telefon 0178-4588846 oder per E-Mail an handball@tv-wahn.de gerne zur Verfügung.