TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

Nachher war alles egal. Es war egal, dass die Reserve-Handballer des TV „Jahn” Köln-Wahn nur 15 Tore geworfen hatten. Es war egal, dass die spielerische Leistung weit weg vom Optimum war. Es war egal, dass die Partie nicht wirklich schön anzusehen war. Und es war ebenso egal, dass das Spiel in der Schlussphase zu Wahner Ungunsten zu kippen drohte. Nicht egal war dagegen das Ergebnis, das nach 60 an Dramatik kaum zu überbietenden Minuten von der Anzeigetafel aufleuchtete. Der TV Wahn hatte im Spitzenspiel der 2. Kreisklasse den bisherigen Tabellenführer 1. FC Köln mit 15:13 (7:6) bezwungen und die 120 (!) Zuschauer in der Großsporthalle zu Standing Ovations verleitet.

20120516-Wahn2In strahlende Gesichter konnte man aber erst einige Minuten nach Spielende blicken, als das Wahner Team davon erfuhr, dass die TS 79 Bergisch Gladbach in der kommenden Saison ihr Spielrecht für die 1. Kreisklasse nicht wahrnehmen wird und dadurch auch der Tabellendritte der 2. Kreisklasse aufsteigt. Zu groß war bis zu dieser erlösenden Nachricht die Anspannung über die unklare Aufstiegssituation. Die löchrigen Durchführungsbestimmungen des Handballkreises Köln/Rheinberg hatten im Vorfeld des Spitzenspiels für reichlich Diskussionsstoff und noch mehr Ungewissheit bei allen Beteiligten gesorgt. Dass durch den Bergisch Gladbacher Rückzug sowohl der 1. FC Köln, der SSV Overath und eben auch Wahn aufsteigen, war schließlich die fairste Lösung.

“Wir sind sehr stolz auf die Leistungen, die unsere 2. Mannschaft in dieser Saison gezeigt hat. Bei 41:11 Punkten hat sie sich den Aufstieg wirklich verdient”, lobten die beiden Abteilungsleiter Bernd Liberka und Tobias Carspecken, die während des Spiels ein Wechselbad der Gefühle durchlebten. Nach gutem Start und einer schnellen 4:1-Führung durch Benjamin Jäger (6.) lief im Angriffsspiel des TVW kaum noch etwas zusammen. Bis zur Pause erzielte das Team von Stefan Heckers gerade einmal drei weitere Treffer. Hätte Marcel Mikolai nicht so großartig gehalten, wären die Gastgeber mit einem Rückstand in die Kabine gegangen. Immer wieder scheiterte der FC-Angriff am famosen Wahner Schlussmann, der an diesem Abend zum Matchwinner avancierte.

Über 10:8 (37.) und 11:11 (46.) bog die Partie in eine noch spannendere Schlussphase ein, in der schließlich der TV Wahn das bessere Ende für sich haben sollte. Und das, obwohl die zwischenzeitliche 13:11-Führung durch Tim Fuhrmann (50.) nach zwei Tempogegenstoßtoren sieben Minuten vor dem Ende dahin war. Die Partie drohte zu kippen, doch dank Mikolai ging der FC kein einziges Mal in Führung. Nach einer siebenminütigen Durststrecke behielt Marcel Fromme von der Siebenmeterlinie die Nerven und brachte seine Farben mit dem 14:13 erneut in Front.

Auf der Gegenseite parierte erneut Mikolai, während der FC ein Foulspiel der Wahner Defensive gesehen haben wollte. Schiedsrichter Axel Gerstmann blieb konsequent und bestrafte die „Geißböcke” für ihre heftigen Proteste mit einer doppelten Zeitstrafe. In der Schlussminute hielt es niemanden in der Großsporthalle mehr auf seinen Plätzen. Die Fans sangen: „Steht auf, wenn ihr Wahner seid”. Und die Halle erhob sich. Die Gastgeber spielten ihre 6:4-Überzahl geschickt aus, so dass Dennis Birkelbach freistehend an den Ball kam und zum entscheidenden 15:13 einnetzte. Der Rest war Jubel.

“Ein großes Lob an alle Spieler. Sie haben über die gesamte Saison hinweg richtig gut gearbeitet”, freute sich Stefan Heckers, dem gleich in seinem ersten Jahr als Trainer des TVW der Aufstieg gelang. Damit spielt die Wahner Zweite erstmals seit 2006 wieder in der 1. Kreisklasse.

Das wiederum war nicht egal an diesem so wunderbaren Handballabend.

Für den TV Wahn trafen: Benjamin Jäger (4), Marcel Fromme (3/3), Stefan Rückriem (3/3), Gordon Rastuttis (2/1), Philipp Fromme (1), Tim Fuhrmann (1) und Dennis Birkelbach (1).

Tobias Carspecken

zum Foto: Jubel nach dem Schlusspfiff: Die Wahner Zweite feiert den Aufstieg in die 1. Kreisklasse.