Es gibt Tage im Leben eines Sportlers, an denen so gut wie alles gelingt. Tage, die für große Siege gemacht sind und an die man sich noch lange Zeit mit viel Freude zurückerinnert. Einen solchen Tag erwischten die Handballer des TV „Jahn” Köln-Wahn am vergangenen Samstag. Der Landesligist gewann sein Heimspiel gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer TV Strombach verdient mit 25:23 (12:14). „Das war eine sehr starke Mannschaftsleistung”, jubelte Trainer Stefan Filip nach 60 packendenden Minuten.
Während die Spieler in Blau und Weiß ihren Überraschungscoup mit Freudentänzen ausgelassen feierten, herrschte beim Gegner großes Entsetzen. „Wir haben nur phasenweise gut dagegengehalten und vor allem in der Deckung eine schwache Leistung abgeliefert”, kritisierte Strombachs Trainer Holger Faulenbach, dessen Mannschaft nicht nur zwei Punkte, sondern auch die Tabellenführung an die Reserve des TuS Opladen verlor. Die Oberberger sind in den verbleibenden acht Spielen also auf Schützenhilfe angewiesen, um den Aufstieg in die Verbandsliga doch noch zu schaffen.
Den Grundstein zum Sieg legten die Blau-Weißen mit einer überragenden Abwehrleistung in der zweiten Hälfte, in der dem Gegner nur neun Treffer gelangen. „Jeder hat für jeden gekämpft”, war Filip von der Vorstellung seiner Mannschaft angetan. Großen Anteil an der sattelfesten Defensive hatte Gerrit Kolbe, der sein Tor vor allem nach dem Seitenwechsel vernagelte und die gegnerischen Werfer phasenweise zur Verzweiflung brachte.
Zwar lag Strombach lange Zeit in Führung, entscheidend absetzen konnten sich die Gäste allerdings nicht. „Wir sind immer dran geblieben”, lobte Filip, dessen Spieler die Vorgaben insgesamt hervorragend umsetzten. Aus einer aggressiven Deckung heraus wurden langgezogene Angriffe gefahren, mit denen unvorbereitete Torabschlüsse vermieden werden sollten. „Wenn wir aber mal überhastet abgeschlossen haben, wurden wir umgehend bestraft”, spielte Filip auf das Ende der ersten und den Anfang der zweiten Hälfte an. In dieser Phase gelang es Strombach, seine spielerische Überlegenheit auch auf der Anzeigetafel bemerkbar zu machen und zum 12:9 und 16:12 vorzulegen.
Eine Vorentscheidung deutete sich an. Doch der TVW, der mit Miroslav Dvoroznak und Benjamin Jäger auf zwei wichtige Rückraumspieler verzichten musste, gab sich nicht geschlagen. Zweimal Ralf Proske, Florian Butscheid und Tim Schmitz sorgten mit einem 4:0-Lauf für den 16:16-Ausgleich. Als Proske in der 46. Minute zum 21:20 traf, lagen die Gastgeber zum ersten Mal in Führung.
Tom Kulik, seit Wochen in bestechender Form, erhöhte sogar auf 22:20, ehe Strombach mit drei schnellen Toren in Folge antwortete. Doch die Filip-Sieben ließ sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen. Die Schlussminuten wurden zum Krimi: Erst verwandelte Ralf Proske einen Tempogegenstoß eiskalt zum 23:23-Ausgleich, dann bewies Tim Schmitz Nervenstärke, indem er TVS-Keeper Carsten Mundhenk von der Siebenmeterlinie überwand.
Im Gegenzug unterlief Fabian Hamacher ein Stürmerfoul – Wahn hatte die große Chance, alles klar zu machen. Stefan Filip nahm eine Auszeit und besprach mit seiner Mannschaft den letzten Spielzeit, der allerdings nicht mit einem Tor abgeschlossen werden konnte. Dennis Wegner scheiterte von der Rechtsaußenposition am bärenstarken Carsten Mundhenk, so dass der TVS 15 Sekunden vor dem Ende noch einmal in Ballbesitz kam.
Holger Faulenbach setzte alles auf eine Karte und wechselte Mundhenk zugunsten eines siebten Feldspielers aus. In der Vorwärtsbewegung verlor Routinier Jacek Krajnik allerdings den Ball an Michael Siebert, der von der Mittellinie aus ins leere Strombacher Tor zum viel umjubelten 25:23-Endstand traf. Die große Überraschung des 18. Spieltags war perfekt.
Für den TV „Jahn” Köln-Wahn trafen: Tom Kulik (8/3), Tim Schmitz (5/2), Ralf Proske (4/1), Benjamin Weckwert (3), Florian Butscheid (2), Tim Sprengel (1), Michael Siebert (1) und Benjamin Blank (1).
Tobias Carspecken
Weitere Spielbilder von Thomas Schmidt unter: http://www.flickr.com/photos/df8kk/sets/72157629144006118/