TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

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Handball zählt im Irak nicht gerade zu den Volkssportarten. In Köln-Porz gibt es jedoch einen Iraker, für den das kleine runde Leder weit mehr Bedeutung besitzt als für viele seiner Landsleute: Seit einigen Wochen trainiert Ali Kinanah regelmäßig bei den Regionalliga-Handballern des TV „Jahn“ Köln-Wahn mit. Die Besonderheit dieser Nachricht liegt darin, dass es sich bei dem 19-Jährigen um einen Flüchtling handelt. Kinanah, der seit zehn Monaten in Deutschland lebt, wohnt in der zu einer Notunterkunft umfunktionierten Sporthalle des Porzer Stadtgymnasiums im Stadtteil Urbach.

Als der junge Iraker Anfang August anfrug, ob er mal an einem Handballtraining teilnehmen könne, stieß er mit seinem Anliegen beim TV „Jahn“ Köln-Wahn auf offene Ohren. Denn der mit 1.100 Mitgliedern größte Breitensportverein im Stadtbezirk Porz engagiert sich intensiv in der Flüchtlingsarbeit. Rund 70 Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat geflohen sind, nehmen an drei Kursangeboten des Clubs im Bereich Abenteuersport der Turn-Abteilung teil. „Der TV „Jahn“ Köln-Wahn ist ein integraler Bestandteil im Ort mit einer hohen sozialen Verpflichtung. Wir sind ein Teil der Gesellschaft und geben Flüchtlingen die Möglichkeit, an ihr teilzunehmen“, sagt der Vereinsvorsitzende Jürgen Latza.

Technisch versiert und variabel einsetzbar

Gleich bei seiner ersten Trainingseinheit bei den Wahner Regionalliga-Handballern wusste Ali Kinanah die Verantwortlichen von sich zu überzeugen – sportlich und menschlich. „Ali ist ein intelligenter, technisch versierter Spieler, der variabel einsetzbar ist“, beschreiben die Trainer Keno Knittel und Hanjo Neeb die Stärken Kinanahs, der seit zehn Jahren Handball spielt.

Der Trainingsgast war sofort Feuer und Flamme und blieb dabei. Zum Training in der etwa fünf Kilometer von seiner Unterkunft entfernten Wahner Großsporthalle kommt Kinanah eigenständig. Bei weiteren Fahrten wird er von seinen Mitspielern oder Trainern mitgenommen. In der Vorbereitung, in der die Mannschaft mindestens viermal pro Woche trainierte, fehlte Kinanah kein einziges Mal. Nur zum Trainingslager ins belgische Eynatten durfte er wegen eines noch laufenden Asylverfahrens aus rechtlichen Gründen nicht mit.

Verfolgt man die Trainingseinheiten des am 17. September bei der HSG Rheinbach-Wormersdorf in die neugeschaffene Regionalliga startenden Teams, so fällt nicht auf, dass da einer mitwirkt, der erst seit kurzem mit dabei ist. Kinanah versteht die Übungen auf Anhieb und hat die Namen der Spielzüge sowie handballtypische Begriffe bereits verinnerlicht. „Wir versuchen, im Training möglichst viel Deutsch mit Ali zu sprechen, damit er seine Sprachdefizite weiter spielend abbaut“, erklären Knittel und Neeb.

Offen und herzlich aufgenommen

„Dass all dies so reibungslos funktioniert, liegt sicherlich auch daran, dass Ali von allen Beteiligten sehr offen und herzlich aufgenommen wurde“, sagen Tobias Carspecken und Bernd Liberka als Leiter der Herren-Handball-Abteilung, die Kinanah umgehend mit Trainingsshirt und Trikot ausstatteten. Der 19-Jährige, der vor seiner Flucht nach Deutschland in der vom Krieg gezeichneten südirakischen Hafenstadt Basra lebte und dort Handball spielte, fühlt sich bei seinem neuen Verein bereits pudelwohl: „Ich bin dem TV „Jahn“ Köln-Wahn sehr dankbar, dass er mich so gut integriert hat und mir die Chance gibt, meinem Hobby, das ich in den zurückliegenden Monaten sehr vermisst habe, wieder nachgehen zu können.“

Der Deutsche Handball-Bund und der Weltverband IHF haben pünktlich vor dem Saisonstart die Spielberechtigung für Ali Kinanah erteilt und dabei – zur Förderung der Integration von Flüchtlingen – auf die sonst üblichen Gebühren für einen internationalen Vereinswechsel verzichtet. Kinanah kann künftig also nicht nur im Training, sondern auch bei Meisterschaftsspielen beweisen, dass er ein talentierter Handballer ist. Und dass Sport über alle Grenzen hinweg verbindet.

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Handball verbindet: Ali Kinanah mit seinen Trainern Keno Knittel (oben, l.) und Hanjo Neeb (r.) sowie mit seinen Mitspielern Davidson Idahosa (unten, l.) und Caleb Duczak (r.).

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