TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

Die Wahner Großsporthalle bleibt für gegnerische Mannschaften eine nur schwer einnehmbare Festung. Auch im dritten Heimspiel der noch jungen Saison erfreute der TV „Jahn” Köln-Wahn seinen Anhang mit einem Sieg – und dieser sollte ein ganz besonderer werden. Denn im Spitzenspiel gegen den bis dato verlustpunktfreien Tabellenführer HSV Bocklemünd behielten die Jungs von Trainer Torsten Tietgen mit 27:20 (11:11) hochverdient die Oberhand. Mit 9:3 Punkten liegen die Rechtsrheinischen weiter auf dem vierten Rang, der Vorsprung auf Platz eins konnte allerdings auf einen Zähler verkürzt werden.

„Das war eine klasse Abwehrleistung und eine super kämpferische Vorstellung der gesamten Mannschaft”, lobte Torsten Tietgen und gab zu: „Mit diesem Ergebnis hatten wir im Vorfeld nun wirklich nicht gerechnet.” Aus Sicht der Porzer waren die Voraussetzungen nämlich wenig vielversprechend. Mit Torwart Thomas Wieland, Daniel Panaitescu, Benjamin Jäger (alle verletzt), Simon Blendl (gesperrt) und Benjamin Blank (beruflich verhindert) standen gleich fünf Akteure nicht zur Verfügung.

Nur weil sich der reaktivierte Florian Butscheid bereit erklärt hatte, dem Flughafen-Team in dieser schwierigen personellen Situation zu helfen, konnte Tietgen auf neun Feldspieler zurückgreifen. „Florian stand verdammt gut in der Defensive”, war Tietgen froh, dass der drahtige Defensivspezialist am Wochenende in der Heimat weilte und aushalf. Und auch Butscheid bereute seinen Einsatz nicht: „Das hat richtig Spaß gemacht.”

Spaß machte der Sieg aber auch den rund 150 Zuschauern, die ihr Team nach vollbrachter Arbeit mit Standing Ovations feierten. Dass die Porzer an diesem Abend reichlich Grund zur Freude hatten, lag vor allem an der perfekten Umsetzung der taktischen Vorgaben. „Bocklemünd schaltet sehr schnell von Abwehr auf Angriff um. Wir konnten die gefährlichste Waffe des Gegners aber entschärfen”, freute sich Tietgen. Schoss der Bocklemünder Linksaußen Sebastian Eberz die Porzer in der vergangenen Saison durch unzählige Tempogegenstöße fast im Alleingang ab, zeigte Wahn dieses Mal ein deutlich verbessertes Rückzugsverhalten. Symbolisch für den großen Einsatz der Gastgeber: Christopher Busche eilte in der ersten Halbzeit vom Kreis so schnell nach hinten, dass er einen Gegenstoß gerade noch verhindern konnte.

Auch wenn am Ende ein deutlicher Sieg zu Buche stand, wurde das Spitzenspiel erst nach dem Seitenwechsel zu einer klaren Angelegenheit. Vor der Pause besaß der HSV leichte Vorteile und drehte einen 0:2-Rückstand in eine 8:5-Führung. „In der ersten Halbzeit war unser Angriffsspiel leider schwach”, kritisierte Tietgen, dessen Spieler zunächst zahlreiche Fahrkarten schossen, aber glücklicherweise wieder in die Spur zurück fanden. Erst verkürzten die Porzer auf 8:9, dann glich der starke Tom Kulik zum 9:9 aus. „Das war der Moment, wo alle gesehen haben: Hier geht tatsächlich was”, erklärte Tietgen rückblickend.

Was nach dem Seitenwechsel geschah, ist aber trotzdem als faustdicke Überraschung zu bezeichnen. Die Gastgeber dominierten die zweiten 30 Minuten nach Belieben und hatten den Spitzenreiter fest im Griff. Als Markus Filp den optimalen Start aus der Pause mit seinem Treffer zum 16:12 krönte, konnte sich Wahn erstmals einen deutlichen Vorsprung erspielen. Dass diese Führung im Anschluss nicht mehr in Gefahr geriet, lag vor allem an der überragenden Wahner Abwehrleistung.

Gegen die aggressive Deckung des Flughafen-Teams zeigte sich der HSV zunehmend ideenlos; auch den Bocklemünder Toptorschützen Samy Barat, der in den ersten fünf Saisonspielen bemerkenswerte 52 Mal einnetzen konnte, hatte Wahn sehr gut unter Kontrolle. Zwischen der 31. und 45. Minute kassierten die Jungs von Torsten Tietgen lediglich drei Tore, was auch ein großer Verdienst des bärenstarken Marcel Mikolai war. Der Wahner Torwart begeisterte das Publikum mit zahlreichen tollen Paraden; die lautstarken „Matze”-Rufe hatte sich der junge Schlussmann wahrlich verdient.

Da der TVW auch im Angriff sehr viel richtig machte, konnte der Vorsprung zwischenzeitlich auf 24:17 ausgebaut werden. Der Wahner Anhang war aus dem Häuschen, Bocklemünd erstmals in dieser Saison geschlagen. HSV-Coach Jan Köhler versuchte noch einmal alles und stellte auf eine offene Manndeckung um, am Erfolg der Gastgeber änderte diese taktische Maßnahme allerdings nichts mehr. „Wahn hat diesen Sieg unbedingt gewollt, das hat man an der Körpersprache erkennen können”, gratulierte Köhler seinem Ex-Verein zur starken Leistung.

Für den TV „Jahn” Köln-Wahn spielten und trafen: Marcel Mikolai, Sascha Lobien; Dominik Heimes (6), Tom Kulik (5), Christopher Busche (5/3), Michael Siebert (4), Markus Filp (4), Tim Fuhrmann (3), Tim Sprengel, Florian Butscheid und Dennis Birkelbach.

Tobias Carspecken