TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

Benjamin Jäger ist alter und neuer Kapitän der Verbandsliga-Handballer des TV „Jahn“ Köln-Wahn. Im Interview spricht der Rückraumspieler über seine Verantwortung, den Teamspirit der 1. Herren-Mannschaft und den Meisterschafts-Neustart nach langer Zwangspause am heutigen Samstag (18.30 Uhr, Großsporthalle Wahn) gegen die SG Ollheim-Straßfeld.

Benny, Du bist vom Trainerteam erneut zum Kapitän ernannt worden. Was bedeutet dir dieses Amt?

Seinen Herzensclub und Jugendverein, dem ich bereits seit knapp 23 Jahren angehöre, als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen, ist eine Ehre für mich und macht mich auch ein wenig stolz. Natürlich habe ich davon auch mal geträumt. Was man dabei nicht vergessen darf: Das Kapitänsamt ist mit einer besonderen Vorbildfunktion verbunden. Diese immer zu 100 Prozent auszufüllen, ist nicht leicht. Aber da ich das Team nun bereits im zweiten Jahr anführen darf, denke ich, dass mir das in der Vergangenheit doch recht gut gelungen ist.

Wie nimmst Du den Zusammenhalt im Team wahr?
Ich habe bisher in wenigen Mannschaften gespielt, in der ich den Zusammenhalt derart stark wahrgenommen habe, wie es aktuell der Fall ist. Viele Jungs kennen sich bereits aus zahlreichen Jugend- beziehungsweise Herrenjahren. Jedes Erfolgserlebnis, aber auch Misserfolge schweißen eine Truppe über die Jahre zusammen. Fast alle Spieler sind Wahn heimatlich verbunden und treffen sich auch privat. All das sind aus meiner Sicht Faktoren, die zu diesem Zusammenhalt beitragen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam?
Die Zusammenarbeit zwischen Trainerteam und Spielern ist sehr respektvoll. Thomas Radermacher und Benjamin Sprengel haben klare Vorstellungen von unserem Spiel und uns Spieler davon überzeugt, dass wir damit erfolgreich sein können. Es dürfen aber auch Anregungen aus der Mannschaft kommen, was dazu führt, dass sich jeder Spieler respektiert fühlt und die Zusammenarbeit gestärkt wird.

Was hat euch im Lockdown am meisten gefehlt?
Wenn du im Mannschaftssport unterwegs bist, ist doch klar, was dir am meisten gefehlt hat: Das Zusammenkommen in der Gruppe, die sportlichen Duelle mit deinen Mannschaftskollegen im Training, das gemeinsame Kölsch nach dem Training und natürlich die Gespräche mit dem einen oder anderen „blöden“ Spruch untereinander. Ich bin sehr glücklich darüber, dass all das wieder möglich ist.

Wie hat sich die Mannschaft in der Zwangspause fit gehalten?
Anfangs haben wir über Zoom trainiert. Hier hat unser Athletiktrainer Sebastian Kruszelnicki ein gutes Programm erstellt. Trotzdem muss man so ehrlich sein: Zuhause vor dem Bildschirm Sport zu treiben, damit konnten sich nicht alle Spieler anfreunden. Mir persönlich waren die Kraft- und Laufeinheiten lieber, die man sich zeitlich selbst einteilen konnte.

Wie intensiv war das Hallentraining seit dem Restart Anfang Juni?
Das Trainerteam hatte ein gutes Gespür dafür, dass wir nach einer so langen Pause nicht direkt durchstarten konnten. Die Intensität der Einheiten nahm von Woche zu Woche zu. Hier und da hatte ich auch mal das Gefühl, dass es nach all den kräftezehrenden Einheiten vielleicht ein wenig zu viel war. Am Ende muss man aber sagen, dass wir ohne diese sehr intensiven Wochen nicht auf unserem aktuellen, hohen Fitnessniveau angekommen wären. Spielerisch haben wir uns ebenfalls deutlich weiterentwickelt, was  gerade zum Ende der Vorbereitung hin in den Testspielen – auch gegen höher spielende Mannschaften – zu erkennen war.

Was ist sportlich möglich und wie lautet das Saisonziel?
Favorit auf die Meisterschaft sind andere Mannschaften. Ich sehe uns nach dem frühen Abbruch der vergangenen Saison immer noch als Aufsteiger. Gerade die jungen Spieler müssen in der Verbandsliga noch Erfahrung sammeln. Entscheidend ist immer auch der Start. Das wird spannend zu beobachten sein, wie die einzelnen Mannschaften die lange Pause verkraftet haben. Die Qualität unseres Teams schätze ich so ein, dass wir definitiv nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden und auch den einen oder anderen Favoriten ärgern können. Wo das letztlich hinführt, sehen wir dann am Ende der Saison. Aber klar ist doch auch: Als Sportler willst du jedes Spiel gewinnen.

Corona-bedingt wird im Anschluss an eine einfache Runde erstmals eine Auf- und Abstiegsrunde gespielt. Wie beurteilst Du den Modus?
Ein neuer Modus ist zunächst einmal sehr spannend. Aufgrund der Pandemie finde ich es richtig, in dieser Saison nicht an einer vollständigen Hin- und Rückrunde festzuhalten. Klar ist: Der Modus erlaubt dir keine Startschwierigkeiten. Steckst du nach den ersten vier bis fünf Spielen unten drin, kannst du schon fast mit der Abstiegsrunde planen. Bei einer vollständigen Hin- und Rückrunde hast du dagegen ausreichend Zeit, einen schlechten Saisonstart noch zu korrigieren.  Hinzu kommt die Frage, ob du die direkten Konkurrenten in eigener Halle hast, was es etwas leichter macht, oder ob du auswärts antreten musst. Hier ist die Fairness sicherlich nicht zu 100 Prozent gegeben. Aber das muss man in der aktuellen Situation in Kauf nehmen.