TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

Wer es mit den Landesliga-Handballern des TV „Jahn” Köln-Wahn hält, hat sich in den vergangenen Wochen in Geduld üben müssen. Sechs Wochen ist es mittlerweile bereits her, dass die Porzer letztmals ein Meisterschaftsspiel vor heimischem Publikum bestreiten durften. Am Samstag, 6. November, hat das Warten ein Ende: Zum Kölner Lokalderby empfängt das Ensemble von Trainer Torsten Tietgen den bislang noch verlustpunktfreien Spitzenreiter HSV Bocklemünd. Anwurf in der Großsporthalle an der Albert-Schweitzer-Straße ist wie immer um 19.30 Uhr.

Die Vorfreude auf dieses Spitzenspiel zwischen dem Tabellenvierten und -ersten wird aus Sicht der Porzer durch die derzeitigen personellen Engpässe ein wenig getrübt. Wie schon beim 29:25-Erfolg über Longerich muss Torsten Tietgen auch gegen den HSV mit einem überschaubaren Kader auskommen. Simon Blendl ist wegen seiner Rot-Sperre letztmals zum Zuschauen gezwungen, Benjamin Blank kann aus beruflichen Gründen nicht mitwirken, und bei Daniel Panaitescu (Knie) müsste eine kleine Wunderheilung her, damit der rumänische Linksaußen rechtzeitig fit wird.

Unter der Woche bestätigten sich dann leider die Befürchtungen im Fall Benjamin Jäger. Der Rückraumspieler hat sich nicht nur einen Bluterguss im Wurfarm zugezogen, sondern auch einen Anriss des großen Rückenmuskels, für den der Lateiner den klangvollen Namen Musculus latissimus dorsi kennt. Jäger fällt bis zu sechs Wochen aus, was mit Blick auf seine starke Form, in der er sich vor der Verletzung befand, besonders schade und schmerzhaft für das Flughafen-Team ist. Das soll es mit den negativen personellen Meldungen aus dem Wahner Lager allerdings auch gewesen sein. Positiv ist hingegen, dass sich Kreisläufer Florian Butscheid bereit erklärt hat, im Lokalderby auszuhelfen. Torsten Tietgen verfügt somit über eine weitere starke Alternative für das Angriffs- und Abwehrspiel.

Lokalrivale HSV Bocklemünd reist am Samstag mit breiter Brust nach Wahn. Das Team des ehemaligen Wahner Regionalliga-Spielers Jan Köhler konnte seine ersten fünf Begegnungen jeweils deutlich für sich entscheiden, wobei vor allem der klare Heimsieg über Rheindorf beeindruckt. Der optimale Auftakt kommt für Außenstehende durchaus überraschend, da der HSV im Sommer einen personellen Umbruch vollzog – Leistungsträger wie Jürgen Palmersheim, Lars Trebst, Christian Lehnert oder Carsten Dietrich verließen den Verein oder beendeten ihre Karriere. Dass es bei den West-Kölnern dennoch rund läuft, ist für Jan Köhler als Kenner des Bocklemünder Handballsports wiederum keine Überraschung.

„Grundsätzlich haben wir spielerisch das Potential, jede Mannschaft dieser Liga zu schlagen”, ist Köhler von der Leistungsstärke seiner Jungs überzeugt. „Der Aufwärtstrend sowie die Umsetzung der einstudierten Konzeptionen und der taktischen Vorgaben zeichneten sich bereits im Verlauf der Rückrunde ab. Manche Dinge benötigen einfach mehr Zeit, bis sie erfolgreich umgesetzt werden können”, erklärt Köhler, dessen Mannschaft immer wieder durch schnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff zu einfachen Torerfolgen kommt. Diese Erfahrung mussten die Porzer bereits in der vergangenen Saison machen, als der Bocklemünder Linksaußen Sebastian Eberz mit zahlreichen Tempogegenstößen fast im Alleingang für zwei Siege seines Teams sorgte. Torgefahr strahlt das Team allerdings auch von anderen Positionen aus, zum Beispiel von Rückraum Mitte, auf der der wieselflinke Neuzugang Samy Barat wirkt. Mit 52 Toren (davon 30 Siebenmeter) führt Barat die Torschützenliste der Landesliga B an.

Bei allem Respekt, die dem HSV gebührt, hat das Team von Trainer Torsten Tietgen dennoch keinen Grund, sich vor dem Favoriten zu verstecken. Durch die starke Aufholjagd in Longerich, die verdientermaßen mit zwei Punkten belohnt wurde, konnten die Porzer rechtzeitig vor dem Spitzenspiel neues Selbstvertrauen tanken. Der erfolgreiche Auftakt nach der Herbstpause zeigte ebenso, dass Wahn notfalls auch mit einem kleineren Kader bestehen kann, wenn sich alle Spieler zu 100 Prozent engagieren und als geschlossene Einheit auftreten. Nimmt Wahn den Kampf an, sind die Rechtsrheinischen mit Sicherheit auch gegen den Ligaprimus nicht chancenlos, zumal seit Ende Februar diesen Jahres kein Meisterschaftsspiel in der heimischen Großsporthalle mehr verloren wurde.

Diese positive Entwicklung honorierte der Wahner Anhang durch zahlreiche und lautstarke Unterstützung in den ersten beiden Heimspielen. Die Wahner Spieler würden sich jedenfalls sehr freuen, wenn sie auch am Samstag von ihren Fans genauso toll nach vorne getrieben werden, wie es bereits gegen Wahlscheid und Nümbrecht der Fall gewesen ist. Um den Tabellenführer zum Fallen zu bringen, ist nämlich nicht nur großer Einsatz auf dem Spielfeld, sondern auch auf der Tribüne nötig.

Der Wahner Handball-Samstag beginnt bereits um 17.30 Uhr mit dem Vorspiel der zweiten Mannschaft gegen den Traditionsklub SC Fortuna Köln.

Tobias Carspecken