TV Köln-Wahn – VfR Übach-Palenberg 31:31 (11:14)
Aufgrund des in den letzten Wochen unverkennbaren Aufwärtstrends, wollte man heuer unbedingt endlich auch einmal vor heimischer Kulisse etwas Zählbares einfahren. Allen Beteiligten war allerdings klar, dass dies gegen den ambitionierten Aufsteiger von der holländischen Grenze alles andere als leicht werden würde, zumal dieser in allen Spielen von seinem stimmgewaltigen Anhang vorbildlich unterstützt wird. Die Gäste waren mit zwei Bussen angereist und wie nicht anders zu erwarten, war die Wahn-Arena diesmal rappelvoll. Auf den Rängen herrschte bei den 450 Zuschauern eine prächtige Stimmung, zumal sich auch die Gastgeber, wie immer auf ihren lautstarken Fanblock verlassen konnten.
Obwohl der Auftakt in etwa ausgeglichen verlief, konnten die Gäste kleinere Vorteile für sich verbuchen. Ihr Abwehrverband stand sehr kompakt und das Flughafen-Team musste viel Aufwand betreiben, um zu Treffern zu kommen. So lief es stets einem Rückstand hinterher. Selbst Überzahlspiele wusste es zunächst nicht zu nutzen. Im Gegenteil. Die „Roten Socken“ waren auch in diesen Situationen schnell auf den Beinen und erhöhten zwischen der 11. und 13. Minute mit einem Feldspieler weniger von 4:5 auf 4:7. In der ersten Viertelstunde hatten es die Wahner vor allem ihrem Torhüter Thomas Wieland zu verdanken, dass sie nicht noch weiter in Rückstand gerieten, denn dieser hielt, was zu halten war. Er erreichte zu diesem Zeitpunkt die Traumquote von 71%. Aber auch sein Gegenüber stand ihm in nichts nach, wobei er von den Angreifern der Hausherren aber mehrmals auch einfach nur warm geschossen wurde. Irgendwie stotterte der Angriffsmotor der Gastgeber. Es fehlte an der rechten Inspiration und an gut strukturierten Spielzügen. Toren fielen eher aufgrund von Einzelaktionen. Hier war auf Max Huckauf Verlass, der immer dann, wenn dies aus Wahner Sicht besonders wertvoll war, erfolgreich abschließen konnte. Als beim Spielstand von 11:14 die Seiten gewechselt wurden, war natürlich noch lange nichts verloren. Aber es musste schon etwas geschehen, denn die Gäste waren uns bis dato technisch und auch in der Spielorganisation überlegen.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich am Drehbuch zunächst sehr wenig. Die Grenzländer behaupteten in der Regel einen 4-Tore-Vorsprung und das bis in die Schlussphase hinein. Aber dann ging die Post so richtig ab. Sie hatten in der 54. Spielminute gerade per 7m-Strafwurf auf 24:28 erhöht, als kurz darauf gegen sie eine 2-Minuten-Zeitstrafe verhängt wurde. Erstmalig nutzten die Schützlinge von Trainer Majstorovic ein Überzahlspiel und verkürzten auf 26:29 (56. Min.). Eine Minute später war der Anschluss zum 28:29 hergestellt. Als die Gäste abermals eine Zeitstrafe hinnehmen mussten, stellten sich die Gastgeber diesmal nicht sehr geschickt an. Die Übacher konnten aus diesem aus ihrer Sicht Unterzahlspiel als 2:1-Sieger hervorgehen und in der 59. Minute hatten sie ihren Vorsprung wieder auf 2 Tore ausgebaut. (29:31). Das hätte eigentlich reichen sollen. Aber sie hatten in dieser Schlussphase ihre zuvor gezeigte Souveränität ein wenig verloren. Sie verwarfen einige Male aus aussichtsreicher Position. Dies nutzten die Wahner, die noch einmal Morgenluft gewittert hatten, jetzt aus. Die Halle kochte jetzt erst richtig. Beide Fanlager peitschten ihre Teams unermüdlich nach vorn. Die beiden letzten Spielminuten wurden zu einem wahren Krimi. 1:30 Minuten vor dem Abpfiff verkürzte Nachwuchsspieler Tilo Kühn aus spitzem Winkel zum 30:31. Den nachfolgenden Angriff konnte der VfR nicht nutzen und die Gastgeber hatten die Chance, erstmalig in diesem Spiel, den Ausgleich zu erzielen. Die Uhr zeigte noch eine Restspielzeit von 45 Sekunden, als Tim Fuhrmann die Nerven behielt und zum viel umjubelten 31:31 einwarf. Doch die Dramatik war noch nicht zu Ende. 15 Sekunden vor Schluss nahmen die Gäste noch einmal eine Auszeit. Aber sie vertändelten einmal mehr. Der TV hatte in den verbleibenden 4 Sekunden, trotz einer genommenen Auszeit, keine reelle Chance mehr, den Siegtreffer zu erzielen, sodass es beim hart erkämpften Unentschieden blieb.
Wahn lief während des gesamten Spiels einem Rückstand hinterher und glich ganz zum Schluss dann doch noch aus. Das nennt man wohl eine Punktlandung. Aber die Leidenschaft, mit der die Mannschaft gekämpft hat und ein schon verloren geglaubtes Spiel aus dem Feuer gerissen hat, verdient alle Anerkennung. Jetzt weiß wohl jeder: so lange die Orgel noch spielt, ist die Messe noch nicht zu Ende. Dieses Unentschieden ist wie ein gefühlter Sieg. So kann es ruhig weitergehen, denn es ist eigentlich ganz schön, mit so einem Wahnsinn in der Wahn-Arena zu leben.
Was gilt es noch zu erwähnen: Der Wahner Angriff steigerte sich im 2. Durchgang merklich. Er erreichte jetzt eine Quote von 53%; in der 1. Halbzeit lag die bei sehr mageren 32%. Etwas weh taten die 3 vergebenen 7m-Strafwürfe. Hier waren die Gäste abgeklärter; sie verwandelten sämtliche Zugesprochenen sehr souverän. Bester Torschütze war einmal mehr Tim Fuhrmann, während sich Nachwuchsspieler Benjamin Jäger von der 7m-Marke als ziemlich treffsicher erwies. Aber insgesamt muss man alle loben, denn mit fortschreitender Spieldauer stand da ein richtiges Kollektiv auf dem Parkett, welches bärenstark kämpfte.
Das Schiedsrichtergespann Sielaff/Tietgen agierte sehr abgeklärt und ließ sich von der lautstarken Kulisse zu keiner Zeit beeinflussen. Es pfiff sehr souverän und behielt stets seine Linie bei.
Torfolge: 1:3 (5.), 4:5 (11.), 6:10 (18.), 8:13 (26.), 11:14 (30.) – Halbzeit – 14:16 (36.), 15:19 (41.), 20:25 (47.), 24:28 (54.), 26:29 (56.), 28:29 (57.), 29:31 (59.), 31:31 (60.).
Tore TV Wahn: Fuhrmann (10/4), Jäger (7/4), Huckauf (5), Siebert (3), Vukoje (3), Kühn (1), Filp (1), Butscheid (1). Tore VfR Übach-Palenberg: Nolte (12/5), Lauscher (6), Stoffel (5), Morales (4), Schneider (2), Goldmann (1), Loers (1). Zuschauer: ca. 450
Trainer: Ivan Majstorovic.
Co-Trainer: S. Lobien, M. Zimmermann
Betreuer: Thomas Schmidt.
Physiotherapeutin: Sandra Paulet.
Zeitnehmer: Sabine Fromme, Klaus-Henrik Tietgen, Michael Busche.
Spielvorschau: Samstag 08.03.2008, 19:00 Uhr Dünnwalder TV – TV Wahn
Karl Blank, 01.03.2008