TV „Jahn“ Köln-Wahn | Handball

Von wehleidigen gelben Leibchen und Abendtypen – manchmal möchte man einfach erst nach der Pause hinsehen.

Zu einer wirklich unchristlichen Zeit, bei kalten Temperaturen fanden sich der harte Kern an Spieler und Spielereltern am Standardtreffpunkt an der Schule ein. Bald schon an der relativ neuen Sporthalle in Köln-Nippes angekommen, erlebten die Zuschauern das gleiche bekannte Gefühl von Kälte – weniger entgegengebracht durch die anwesenden „Eingeborenen“, sondern mehr nach typischer Art verursacht durch ein Zuviel an Energiesparen.

Dafür, dass die Halle ganztägig genutzt wurde, war sie wirklich schlecht beheizt. Zum Ausgleich offerierten engagierte Nippesser allen Anwesenden eine für uns ungewohnte tolle Frühstücksmöglichkeit gegen wenig Geld.

Nach dem Anpfiff erfolgte in den ersten Minuten das übliche Abtasten des jeweiligen Gegners. Dieses beendete der Gastgeber, der wegen der ähnlichen Wahner Trikots zusätzlich mit gelben Trainingsleibchen ausgestattet war, indem er in der dritten Minute das erste Tor erzielte. Der wieder einmalig aufspielende Mannschaftskapitän Dennis Liberka (16 Tore – 50 % aller Wahner Treffer) ließ sich nicht lange bitten und antwortete innerhalb von 30 Sekunden mit dem verdienten Ausgleich. Wer jetzt dachte, dass sich der TV-Wahn ins Zeug legte und den Tabellenersten raushängen ließ, der wurde furchtbar enttäuscht. Das Spiel verlief nämlich nicht nach gewohnter Art. Der Favoritenrolle wurde das Team nicht so richtig gerecht. Christopher Stein (5 Tore) gelangen seine Treffer auch erst in der zweiten Spielhälfte; oft semmelte er so manchen Ball mit Überschallgeschwindigkeit neben den Kasten. Viele Angriffe über die Mitte kamen einfach nicht durch, oder der Wurf ging, trotz des sich kleinmachenden gegnerischen Torhüters neben das Tor. Häufig wurde der freistehende Nico Axmann (1 Tor) auf dem Flügel übersehen. Er hätte den ein oder anderen wichtigen Treffer bestimmt noch zusätzlich erzielen können.

In den ersten 20 Minuten tat sich auch Michael Krug (Torwart) schwer mit den Angriffen auf sein Tor; gleich 11 Mal musste er während seiner Spielzeit hinter sich greifen. Dieses war auch ein Fehler der noch immer nicht ganz ausgeschlafenen Abwehr.

Es kam, wie es kommen musste, die Nippeser setzten sich schnell mit 4-5 Toren ab. Eine genommene Auszeit bracht nur für wenige Minuten Ruhe in die erste Spielhälfte. Einer der wenigen, die sich in dieser Spielphase durchsetzen konnte war Benedikt Krülls (1 Tor). Dieser kämpfte vor allem in der zweiten Halbzeit wacker zusammen mit Marcel Nürnberger (Einsatz erst in der 45. Spielminute) und den heute besonders geforderten Timo Dreesbach (2 Tore); letzterer behinderte in einer engen Manndeckung regelkonform seinen Gegenspieler derart, dass dieser nie zum Wurf kam. Superleistung von den Dreien. Mit einem Stand von 14 zu 12 ging es in die Pause.

Nach erneutem Anpfiff waren unsere Jungs wie ausgewechselt; die Standpauke in der Umkleide schien geholfen zu haben. Den Nippesern gelangen insgesamt nur noch vier weitere Treffer. Dem Wahner Team jedoch 20 ! Der in der 21. Minute eingewechselte Lucas Bienert (zwei 7-Meter) kam sogar auf eine sehr gute Haltquote von 75 %! Nachdem nun endlich alle aufgewacht waren, stimmte auch die Leistung von Anton Hammer (4 Tore) und Sebastian Völlings (3 Tore) entsprechend. Was vorher nicht ging, schöne Kombinationen über z.B. drei Spielstellen funktionierte nun wieder häufiger. Insgesamt konnte von Zuschauerseite aus festgestellt werden, das alle unsere Spieler keine „Frühmenschen“ sind, also mehr der sogenannte Abend- oder Nachttyp und das sich das Zuschauen heute erst nach der Pause gelohnt hat.

Das Spiel endete mit einem nicht zu erwartenden 18 zu 32 für unser Team. Es bleibt wie es ist. Der TV-Wahn ist weiterhin unbestrittener Tabellenerster und verabschiedet sich in die Winterpause.
Die Spielleitung oblag einem einzelnen jungen Gastschiedsrichter, der bis auf die Spielphase zwischen der 40. und 45. Minute (hier kam es zu Verwirrungen durch unklare Zeichen/Signalgebung seinerseits) eine ordentliche Leistung ablieferte. Körperlich klein von Statur setzte er sich auch gegen die größeren Spieler mit klaren Anweisungen durch. Meine Hochachtung, vor all denen, die diese meist mit Undank belohnte Tätigkeit trotzdem motiviert ausüben.

Trainer Sven Petersen kann trotz des Sieges, wegen der vorgekommenen Patzer in der ersten Spielhälfte nicht so recht zufrieden sein. Vielleicht bringt die Weihnachtswinterpause etwas Ruhe und Besonnenheit.

Den Spruch des Tages lieferte Dennis Liberka: „Die fangen immer gleich an zu weinen!“
Allen Lesern wünsche ich eine gesegnete Weihnacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr, bis zum nächsten Spiel am 12. Januar 2008 in eigener Halle gegen den Tabellenletzten, den Cologne Kangaroos.

Guido Bienert